Dienstag, 15. März 2011

Mein Leben ist fast wieder in Ordnung

Habe erstmal geschaut, was ich zum Schluß geschrieben hatte. Nun ja, es war fast mein Ende.
Am Morgen des 06. November 2010, war ich arbeiten im Hotel. Als ich dort fertig war, bin ich dann nach Hause. Nahm meine Zeitung aus dem Postkasten und es war auch dieser Brief drin. Machte ihn in der Wohnung auf und war starr vor Schreck. Ich sollte dem Arbeitsamt 737,92 Euro zurück zahlen. In diesem Moment konnte ich nichts mehr tun. War still. Und aufeinmal kamen mir die Tränen wie ein Wasserfall und vor lauter Wut trank ich 1 Liter Billigwein. Dann war ich beruhigt. Gegen Mittag bin ich zum Lottoladen gegangen und habe Lotto gespielt für den Samstag. Vielleicht hatte ich ja Glück. Wie sollte ich das Geld bezahlen, wenn vom Arbeitsamt nur 0,00 Euro kamen. Und von der Arbeit hatte ich nur ca.340,- Euro. Am Nachmittag sah ich fernsehen und der Brief lag immer noch neben mir. Als ich dort immer hingeschaut hatte, da kamen mir immer wieder die Tränen.Und dann hatte ich am Nachmittag meiner Schwägerin und Bruder in Berlin eine Mail geschickt, das mein Leben am Ende sei. Was dann später passiert ist, weiß ich nicht mehr genau. Ich kann mich nur noch dran erinnern, das plötzlich in meinem Wohnzimmer 2 Notärzte standen, meine Schwester und mein Sohn. Die Ärzte hatten mir eine Beruhigungsspritze gegeben und von da an konnte ich wieder alles realisieren. Ich wurde mit dem Rettungswagen nach Gardelegen ins Krankenhaus gebracht. Dort konnten die mit mir nichts anfangen und wurde dann weiter nach Uchtspringe gebracht in die Nervenklinik. Habe mich freiwillig dort hinfahren lassen. Dort angekommen war es schon ca. 22.00 Uhr. Papiere ausfüllen und konnte dort dann gleich ins Bett. Am nächsten Tag wollte ich aber wieder gleich nach Hause, habe gebettelt. Habe dann meinen Schwager in Klötze angerufen und ihm gesagt, das er mich abholen könnte. Aus der Klinik dann entlassen, wartete ich dann draussen auf meinem Abholer. Es dauerte ganz schön lange. Kein Wunder. Es kamen meine Schwester und Bruder aus Klötze. Und die beiden haben gebettelt, ich sollte doch da bleiben. Es wäre besser für mich. Aber ich wollte nicht. Mein Bruder hatte noch mit dem Arzt dort geredet, aber ich wollte nur nach Hause. In Klötze angekommen war ich zuerst bei meiner Schwester und Schwager. Habe dort dann erstmal 2 Stunden geschlafen. Ich war echt neben mir. Meine Schwester hatte mir danach gut zugeredet und gesagt: "Fahre dort wieder zurück!" Es ist besser für dich. Dort sind die Ärzte, die dir helfen können. Ich war den Sonntag wirklich von der Rolle. Konnte nichts sagen und nur nicken. Am Abend hatte ich dann meine Tasche gepackt. Meine Schwester und mein Bruder fuhren mich dann wieder nach Uchtspringe in die Klinik. Zuerst haben wir den Arzt aufgesucht und er hatte dann die Abteilung angerufen, das eine Patientin kommt. Der Arzt hatte zu mir gesagt, es ist besser so. Ich habe alles mit mir machen lassen, wußte nichts zu sagen, gar nichts. War ganz still. Abendbrot bekam ich am Sonntag noch in der Klinik. Am Montag bekam ich meinen Therapieplan nach der Visite. Hatte Musiktherapie, Autogenes Training, Depressionsgruppe, Sporttherapie, Ergotherapie, Maltherapie und Bibliotherapie. Und ich muß sagen, es hatte alles Spaß gemacht. Aber in der ersten Woche war ich noch wie ein Mauerblümchen. Und dann ging es so langsam aufwärts. Das habe ich auch meiner Zimmerbettnachbarin zu verdanken. Sie hatte mit mir über alles erzählt. Wir waren viel zusammen spazieren, haben gepuzzelt. Das erzählen war aber besonders gut. Ist manchmal besser , als ein Psychater. Wir sind uns beide ans Herz gewachsen. Es war in der Klinik eine sehr schöne Zeit, man hat an gar nichts gedacht. Nur meinen Sohn hatte ich vermisst. Ende November wurde dann meine Bettnachbarin entlassen. Das war für mich nicht so schön. Aber ihr Sohn braucht die Mutti. Er war damals erst 2 Monate alt. Als sie dann nicht mehr dort war, da habe ich mir etwas anderes gesucht. Eine ältere Frau hatte gestickt und ich hatte zugeschaut. Dabei hatten wir erzählt und ich hatte sie gefragt, ob es einfach wär. Ihr Mann hatte dann am Wochenendbesuch noch 2 Bilder mitgebracht zum Sticken. Sie hatte mir eins davon geschenkt und dann hatte sie es mir gezeigt, wie es geht. Es war wirklich nicht schwer.

An dem Bild sitze ich zu Hause noch dran, bin aber endlich am Wochenende damit fertig. Rahmen habe ich ja dafür.

Also, die Zeit in der Klinik hat mich wirklich wieder ins Leben zurück gebracht. Man hat an nichts anderes gedacht, an nichts. Nur wieder gesund werden. Habe dort sogar ein Test im Internet mitgemacht.200 Fragen mußte ich beantworten über mein Leben und wie ich mich fühlte. Das war gut. Die letzten 1 1/2 Wochen dort , da war es besonders gut. Da war ich wieder so ein fröhlicher Mensch und wir haben gelacht.
Ich muß auch sagen. Ich hatte in der Woche auch Besuch. Wußte ich gar nicht. Jeden Donnerstag kam mein einer Bruder und Schwägerin aus Klötze zu Besuch. Ich hatte mich da sehr gefreut. Habe sie sogar umarmt. Einfach so. Waren immer in der Cafeteria. In der einen Woche konnten sie nicht, aber ich war nicht traurig. Umso gefreut hatte ich mich, als sie in der einen Woche am Mittwoch kamen. Das war eine Überraschung. Wochenende hatte ich ja sowieso immer Besuch. Eine Umarmung, das tut immer sehr gut. Man weiß, das man nicht allein ist. Nach 6 Wochen durfte ich endlich wieder nach Hause. Es war ein gutes Gefühl. Und ich war auch bereit wieder für das Leben.

PS: Ich war wirklich am Ende meines Lebens angelangt und wollte nicht mehr leben. Es ist wirklich die Wahrheit.

Ich verdanke es ganz besonders meinem Bruder Edwin und meiner Schwägerin Christine in Berlin, weil sie an dem Tag( 6.November 2010 , nach meiner Mail) in Klötze angerufen hatten. An diesem Tag war ich zu allem fähig. Wollte keine Sorgen mehr haben. Ich weiß nicht, wie ich es ihnen verdanken soll. Vielleicht, wenn ich mal wieder in Berlin bin.

Als es dann an einem Montag hieß, ich darf am Mittwoch nach Hause. Na da war ich ja aufgeregt. Habe bei jeder Therapie gesagt, das ich am Mittwoch nach Hause darf. Habe mich ab Dienstag bei jeder Therapie, bei den Leuten, verabschiedet. Es war bischen traurig. Die Therapien waren so wundervoll. Sport sowieso. Musiktherapie auch. Dort hatten wir gesungen, Instrumente gespielt und vor allem getanzt. Sie hatte gesagt, ich konnte gut tanzen-auch allein. Bei der letzten Musikstunde mußte ich mich dann leider verabschieden von ihr. So ist es aber im Leben. Der Sportlehrer war dort auch toll. Späße macht man immer.

An dem Mittwoch nach 5 1/2 Wochen wurde ich entlassen. Es war für mich traurig. Habe mich von den Patienten verabschiedet, aber besonders von einer. Sie hatte gesagt: " Wir verlieren eine gute Frau, verabschieden sie mit einem weinenden Auge und einem lachendem Auge. Da kamen mir die Tränen. Dann mußten die anderen Patienten zu ihren Therapien und ich habe auch auf meinen Vati gewartet. Er kam dann auch gleich. Den Tag war ich dann ca. 10,30 Uhr zu Hause, in meiner Wohnung. Für immer.
( Dachte ich jedenfalls )
In dieser Klinik war man eingesperrt. Fenster zu und Gitter vor. Damit niemand rausspringen konnte. Ist auch besser so, denn manchmal denkt man um.

PS: Diese Fortsetzung gibt es bald!

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